Lokalsport Allgemein

Der Sport lebt auf

Pünktlich in Kiel reißt die Schneewolkendecke auf und verlockt zum Sport im Freien, aber vorher ist ein Drinnen-Termin wahrzunehmen, dessen Inhalt sich ebenfalls als erhellend erweisen wird.

Aus dem Gröbsten heraus scheint der organisierte Sport zu sein, wie Hans-Jakob Tiessen als Präsident des Landessportverbandes, LSV-Geschäftsführer Thomas Niggemann sowie Carsten Bauer als Geschäftsführer der Sportjugend im Lande anhand eines nachvollziehbaren Zahlenwerks erläutern. „Ich bin positiv überrascht“, sagt Hans-Jakob Tiessen. Noch zum Jahreswechsel hätten Grautöne vorgeherrscht. Dafür gibt die jüngste Bestandserhebung weniger Anlass. „Das sind erfreuliche Daten, Zahlen und Fakten.“

Die Gesamtmitgliederzahl in den schleswig-holsteinischen Vereinen ist laut LSV binnen Jahresfrist um 2,12 Prozent auf 763.840 gestiegen. Eine „weiterhin hohe Bindungskraft“ seiner 2492 Sportvereine konstatiert der Dachverband und freut sich besonders über „fast 14 Prozent Zuwachs bei den bis Sechsjährigen“, die die Zukunft des Sports abbilden. Gerade die Jüngsten hatten aufgrund der Pandemie lange keinen Zugang zu den Vereinen

Hans-Jakob Tiessen erkennt nach vielen Gesprächen und Konferenzen einen „breit angelegten Schulterschluss“ von Sport, Politik und Wirtschaft mit dem Ziel, das „Sportland Schleswig-Holstein“ zu stärken. Erarbeitet worden seien Pläne mit 119 Handlungsempfehlungen. An konkreten Maßnahmen fehle es nicht. Starterpakete, Investitionsoffensiven, Erhöhung der Fördermittel auch für Vereinsinitiativen, Hilfen bei der Digitalisierung, der Komplex Sport und Tourismus sowie das große Thema Schwimmen und Schwimmen lernen stechen heraus. Hans-Jakob Tiessen ist wiederholt auch ins Landeshaus geladen worden. Resultat: „Alle Parteien haben sich für die Stärkung des Sports ausgesprochen.“

Die Geschäftsführer Thomas Niggemann und Carsten Bauer (für die Sportjugend) können erfreuliche Tendenzen nur bestätigen. „Wir sind in manchem Bereichen auf höherem Niveau als vor Corona“, sagt Carsten Bauer und nennt als Beispiel die Initiative „Kita und Verein“ mit 120 (Vorjahr: 80) Angeboten. „Außerdem haben wir 500 Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen“, ergänzt Thomas Niggemann.

Solche Zahlen erscheinen nicht dazu angetan, in Problemen zu denken. Die aber gibt es, Carsten Bauer spricht von „Herausforderungen“. Sie betreffen den Mangel an qualifizierten Übungsleiterinnen und Übungsleitern sowie die teils maroden Sportstätten (LSV-Chef Tiessen: „Schon 2013 hatten wir einen Investitionsstau von insgesamt fast 100 Millionen Euro“). Das ist eine nachvollziehbare Zahl. Wer nur ein wenig durchs Land reist, ahnt, wieviele Sportstätten sich in renovierungsbedürftigem Zustand befinden.

Die Übungsleiter-Ausbildung wird in vielen Verbänden überarbeitet – gerade war in dieser Zeitung die Rede von einem zeitreduzierten Lehrgang für Jugendfußballtrainer, die an wenigen Wochenenden ein Zertifikat erwerben können, das unterhalb der C-Lizenz angesiedelt ist, aber Grundkenntnisse bescheinigt.

Das Problemthema Ehrenamt beschäftigt die Geschäftsführer. Der organisierte Sport habe während des Corona-Stillstands etliche engagierte Personen verloren. „Viele haben gemerkt: Es geht auch ohne Ehrenamt.“ Gleichzeitig war es kaum möglich, Ersatzmänner und –frauen anzusprechen. Das geht per Videokonferenz schlecht; dafür braucht man das persönliche Gespräch. „Auch in der Qualifizierung“ möchte Carsten Bauer flexibler werden. Hilfsangebote könnten die Klubs beim Landessportverband erfragen.

Wieder zu Hause: Leichtes Schneetreiben. Die Jungs warten. Raus auf den Platz!

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