Heide
Hilfe bei chronischem Schmerz
Landesweit gibt es rund 78 000 Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden. Insbesondere in dem Projektgebiet im westlichen Landesteil aber gibt es „eine eklatante Unterversorgung“, sagt Dr. Jochen Leifeld. Der Neurochirurg und Schmerzspezialist betreibt seit 20 Jahren eine Praxis in Rendsburg mit einer Zweigstelle in Delve. Er ist Projektleiter von Schmerz-Strang-Nordwest, für das die federführende Ärztegenossenschaft Nord mit 300 000 Euro Landesmitteln unterstützt wird. Die Förderung stammt aus dem Versorgungssicherungsfonds und wurde bis Oktober 2021 gewährt.
Ziel ist es, den Betroffenen schneller helfen zu können. Dass sie derzeit neun bis manchmal zwölf Monate auf einen Termin beim Spezialisten warten müssen, hat mit der landesweit überschaubaren Zahl von nur 30 niedergelassenen Schmerzmedizinern zu tun. Hinzu kommt, dass die Fachleute nur eine bestimmte Anzahl chronischer Schmerzpatienten pro Quartal behandeln dürfen. Die bei diesen Erkrankten erforderliche äußerst zeitintensive Beratung stellt einen weiteren begrenzenden Faktor dar. Eines der Kernelemente des Projektes ist daher die Arbeit in Kleingruppen.
„Wir kennen bisher nur die Sprechstunde unter vier Augen“, sagt Dr. Jochen Leifeld, für den die Kleingruppe eine der wichtigsten Säulen für das Gelingen darstellt. Konkret bedeutet dieses Modell: Jeweils drei bis fünf Betroffene werden zeitgleich von einem qualifizierten Schmerztherapeuten betreut. Das ist nicht nur ein zeitlicher Gewinn, sondern hat zudem einen sozialen Aspekt: Die Patienten finden Rückhalt in der Gruppe und spüren, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind.
Positiv für die Betroffenen ist, dass die am Schmerz-Strang-Nordwest beteiligten Fachmediziner in das Projektgebiet kommen, wo sieben Stützpunkte eingerichtet wurden. „Das ermöglicht eine wohnortnahe Betreuung“, sagt Leifeld. In jedem Stützpunkt steht der stets gleiche Arzt als Ansprechpartner zur Verfügung. Weitere Bausteine des Projektes sind interdisziplinäre Schmerzkonferenzen und telemedizinische Beratungen. Während die Kleingruppe der therapeutische Einstieg ist, findet sich „die individuelle Fortsetzung in der Telemedizin“, sagt Leifeld.
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) hofft, dass der Schmerz-Strang zur Abmilderung der aus seiner Sicht „völlig inakzeptablen Wartezeit“ dienen kann. Bei einem Erfolg des von der Ärztegenossenschaft Nord gemanagten Projektes hoffen die Beteiligten, dass die gesetzlichen Krankenkassen in die Finanzierung gehen und eine Ausdehnung des derzeit regional begrenzten Gebietes ermöglichen.
Patienten, die an dem Projekt Schmerz-Strang-Nordwest teilnehmen wollen, bekommen Infos von ihrem Arzt, per E-Mail an schmerz-strang@aegnord.de sowie unter ☎ 04551/9999284.
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