St. Michaelisdonn

Sozialkaufhaus mit Hakenkreuzen beschmiert

Das Sozialkaufhaus Hoelp in St. Michaelisdonn ist am Wochenende Ziel eines rechtsextremen Angriffs geworden. Fensterscheiben, mehrere Container und Autos der Sozialeinrichtung wurden mit Hakenkreuzen beschmiert. Die Polizei hat Spuren gesichert und die Ermittlungen aufgenommen.

Als die Mitarbeiter am Montagmorgen zur Arbeit kamen, trauten sie ihren Augen nicht. Die großen Frontscheiben des Geschäfts zur Österstraße hin waren mit Hakenkreuzen verunstaltet worden, aber nicht nur die. Auch die Kleidercontainer sowie der Container der AWD für Elektrokleingeräte, die auf dem Betriebsgelände stehen, wurden mit dem Nazi-Symbol beschmiert. Damit nicht genug, wurden ein Dienstfahrzeug, der Postkasten und ein Verkehrsschild in der Nähe in gleicher Weise beschädigt. „Wir sind geschockt, wer macht so etwas?“,fragt sich Betriebsleiterin Elke Boekhoff-Günther. Alle Mitarbeiter seien entsetzt und verunsichert, gleichzeitig wütend.

„Gezielter Angriff auf unsere Einrichtung“

„Das hat nichts mit einem Dummen-Jungen-Streich zu tun, das ist ein gezielter Angriff auf unsere Einrichtung“, ist Projektleiter Axel Rose überzeugt. Es sei nicht das erste Mal, dass das Sozialkaufhaus Ziel derartiger Attacken wurde. Im vergangen Jahr wurden mehrfach Aufkleber mit rechtsextremen Sprüchen wie Refuges not Welcome und ähnliches am Gebäude und an Containern angebracht. Aber nicht nur dort, sondern auch an Verkehrsschildern im näheren Umfeld. Ein Stromverteiler auf dem benachbarten Marktplatz wurde mit Hakenkreuzen versehen. In Marne wurde im Herbst ein Kleidercontainer von Help aufgebrochen und sein Inhalt verwüstet, offensichtlich, mit dem Ziel, die Sachen zu zerstören, sie unbrauchbar zu machen. Unsere Zeitung hat über diese Vorfälle berichtet.

„Solche Attacken sind einfach widerlich und mit nichts zu entschuldigen“, sagt Geschäftsführer Martin Meers. „Das sind Leute, die etwas gegen uns haben, die nicht einverstanden sind mit dem, was wir machen. Dagegen werden wir uns mit aller Kraft wehren. Wenn irgendwelche Neofaschisten meinen, sie könnten uns damit in die Knie zwingen, haben sie sich gründlich getäuscht.“ Wie bisher schon werde man auch in Zukunft jeden derartigen Vorfall zur Anzeige bringen. „Wenn wir nichts tun, fühlen die sich doch noch stärker, das nächste ist dann, dass uns die Scheiben eingeschmissen werden“, sagt Rose.

Seit 15 Jahren ist Hoelp in Dithmarschen vertreten, sammelt gebrauchte Kleider und Möbel, bereitet diese auf, um die Sachen an bedürftige Personen zu kleinen Preisen weiterzugeben. Gleichzeitig finden Bürger, die auf dem normalen Arbeitsmarkt keinen Platz finden, dort eine sinnvolle Beschäftigung. „Wir sind für alle da, ohne Ansehen von Religion, Herkunft, Geschlecht. Unser Kriterium ist ausschließlich die Bedürftigkeit, und so ist es klar, dass wir selbstverständlich auch Menschen mit Migrationshintergrund versorgen“, so Rose.

Flagge zeigen gegen Rassismus

Seit 2015 setzt Hoelp mit einer Aufkleberaktion ein Zeichen gegen den Rassismus. Alle Fahrzeuge der Organisation im Kreis tragen den Slogan Für Vielfalt – gegen Rassismus. „Die Aufkleber sind Teil unserer Kampagne gegen die latente Fremdenfeindlichkeit“, erläutert Martin Meers. Außerdem solle um Verständnis für die Situation der Geflüchteten und für eine Willkommenskultur geworben werden. Meers will über weitere Aktionen für dieses Jahr nachdenken, um die Problematik verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Als nächstes soll ein neuer Kühlwagen für Hoelp in Brunsbüttel mit dem Aufkleber versehen werden.

Hoelp will jetzt mit dem Beratungsnetzwerk Rechtsextremismus in Kiel Kontakt aufnehmen. Die Mitarbeiter sollen noch einmal von den dortigen Fachleuten im Umgang mit rechtsextremen Vorfällen und Personen geschult werden. „Solche Angriffe lösen natürlich auch Ängste aus, man muss lernen damit umzugehen“, so Rose. Er berichtet von einem Vorfall im vergangen Jahr, als zwei alkoholisierte Männer mit Springerstiefeln eine farbige Kundin im Geschäft anpöbelten.

Bei den Hakenkreuzschmierereien in St. Michel ist die Vorgehensweise des oder der Täter immer ähnlich. Es wird offensichtlich mit einer Schablone gearbeitet. Diese wird auf das jeweilige Objekt gehalten und die Freifläche drumherum mittels Spraydose vollgesprüht. Farbe: Schwarz, Größe circa 15 mal 15 Zentimeter.

Vom Sozialkaufhaus konnten die Hakenkreuze diesmal glücklicherweise schnell wieder entfernt werden. Unter dem Einfluss von Frost und/oder Feuchtigkeit war die Farbe nicht richtig fest geworden.

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