Heide

Vier Jahre nach dem Brand: Rohbau der neuen Sporthallen in Heide-Ost steht

Zentimeter für Zentimeter lässt der Kranfahrer das zig-tonnenschwere Betonteil in den vorgefertigten Einschnitt in der Außenwand herab. Die sogenannten Dachbinder überspannen die neuen Hallen von Wand zu Wand und tragen später das Dach. Auf der Baustelle in Heide-Ost geht es voran, noch im Oktober soll Richtfest gefeiert werden.

Fast auf den Tag genau vor vier Jahren brannten die Sporthallen in Heide-Ost. Brandstiftung. Die Feuerwehr war gegen 23.30 Uhr alarmiert worden, weil die Rauchmelder ein Feuer registriert hatten. Es gelang, das Übergreifen der Flammen auf die zweite Halle zu verhindern. Sie konnte zwar  gerettet werden, war aber durch Hitze, Rauch und Wasser derart in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie unbenutzbar war. Monate später wurde sie abgerissen.

Nachdem die Arbeiten nach dem ersten Spatenstich im Januar diesen Jahres für einige Wochen ruhten, tut sich nun was auf der Großbaustelle an der Friedrich-Elvers-Straße. Die Erdarbeiten sind abgeschlossen, die Fundamente gesetzt und die Sohlplatten der Sporthallen gegossen. Im Juli fiel der Startschuss für den Rohbau. Nun sind die Stützen und die Betonfertigteile weitestgehend aufgestellt. Sowohl der Stahlbau, als auch die Arbeiten am Außenmauerwerk haben bereits begonnen. „Die Arbeiten laufen wie geplant – sowohl was den Zeit- als auch den Kostenrahmen angeht“, sagt Kay Teckenburg, Projektleiter der Stadt Heide. Derzeit werden die sogenannten Dachbinder verlegt.

Der Baubeginn der Sporthallen hatte sich um einen Monat verzögert, weil nicht alle Aufträge erteilt werden konnten. Unter anderem das wichtigste Gewerk, das den Rohbau erstellt, konnte zunächst nicht vergeben werden, weil nicht alle geforderten Unterlagen, Nachweise und Angaben vollständig und fristgerecht vorgelegt worden waren.

Vor der Großbaustelle steht am Mittwochmorgen ein Schwertransporter beladen mit zwei 28 Meter langen Dachbindern. In der Nacht ist er in Heide angekommen – von Bad Segeberg sei es über die Bundesstraße Richtung Itzehoe, dann über die A23 nach Heide gegangen. „Mit Polizei und Begleitfahrzeug“, sagt der Fahrer des 32 Meter langen  Lkws, der auf seine Abladung wartet.

Noch in der Brandnacht wurden 2014 mehrere junge Leute festgenommen. Sie standen unter Tatverdacht, das Feuer im Schulzentrum gelegt zu haben – nicht nur dieses. Damals hatte es eine Brandserie in der Kreisstadt gegeben, die mit der Zerstörung der Turnhallen ihr Ende finden sollte. 

Im Januar 2015 wurde dann gegen vier Beschuldigte Anklage erhoben. Von Ende Juli bis zum Feuer am Schulzentrum soll der Haupttäter 14 Brände verursacht haben. Das Urteil im Februar: zwei Jahre und sechs Monate Haft. Die anderen erhielten Bewährungsstrafen. Das Berufungsgericht milderte die Strafe im August 2015 ab: Die Strafe des Haupttäters wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Gegen 11 Uhr ist es soweit. Die Betonteile können abgeladen werden. Meter für Meter schiebt der Fahrer seinen mehr als 50 Tonnen schweren Lkw in die zweite Halle, auf der noch sechs Dachbinder montiert werden müssen. Damit er um die Kurve kommt, lenkt und manövriert der Fahrer des Begleitfahrzeuges den Anhänger separat. 

Insgesamt steht auf dem Schulgelände eine etwa 12 000 Quadratmeter große Fläche zur Verfügung, auf der sechs 15 mal 27 Meter große Hallenfelder geplant sind, die auf zwei Dreifeldhallen mit einem zentralen Eingangsbereich aufgeteilt werden.

In der Zwischenzeit hat sich der Autokran in Position gebracht. Er steht jetzt neben dem Schwertransport, dessen Fahrer die Ketten zur Sicherung der Ladung löst – nun gegen 11.30 Uhr werden die Dachbinder vom Lkw gehoben.

„Wir steuern geradewegs auf das Richtfest zu. Das ist für Ende des Monats geplant“, sagt Teckenburg, der „mit dem Baufortschritt sehr zufrieden“ ist. Laut Julian Hillenkamp, dem Architekten des Bauprojektes, soll noch in diesem Jahr die Gebäudehülle fertig gestellt werden.

Versicherungssumme lange unklar

Mehr als fünf Millionen Euro überwies die Versicherung im Juni auf das Konto der Stadt. Beide stritten lange über die Entschädigungszahlung.

Gut drei Jahre nach dem Feuer in den Sporthallen Heide-Ost hatte der Gutachter der Versicherung seine Arbeit abgeschlossen. Eine Schadenssumme von 4,5 Millionen stand im Raum. Der von der Stadt beauftragte Gutachter kam jedoch auf eine um zwei Millionen Euro höhere Schadenssumme.

Zwischenzeitlich hatte die Stadt selbst einen Rechtsstreit nicht ausgeschlossen: „Wir geben uns mit dem Angebot der Versicherung nicht zufrieden“, sagte Bürgermeister Ulf Stecher (CDU) im Dezember vergangenen Jahres. Und: Er sei zuversichtlich, dass der Rechtsweg „eine deutliche Verbesserung des Anspruches“ erbringen werde. Das Gutachten des von der Stadt bestellten Experten sei sehr viel detaillierter und belastbarer. Der Druck seitens der Stadt hatte sich gelohnt. Die Versicherung besserte nach und erhöhte die Summe.

Neubau teurer als geplant

Für den Neubau der Hallen hatte die Stadt Heide einen Architektenwettbewerb ins Leben gerufen – und eine Kostenobergrenze gesetzt – 6,6 Millionen Euro. Wenn die Sporthallen gemäß des Sieger-Entwurfes gebaut würden, hätte die Stadt laut Kostenschätzung rund 3,3 Millionen Euro mehr zahlen müssen. 

Zu viel. Deshalb hieß es abspecken: Statt einer Galerie-Tribüne wird eine ausziehbare Tribüne auf dem Hallenboden gebaut, die Höhe des Fensterbandes der Halle wird verkleinert, der außen liegende Sonnenschutz entfällt, es gibt kein Gründach auf dem Sockelbau, die Duschen werden auf den Mindeststandard reduziert. Dennoch steht inklusive aller Planungs- und Nebenkosten eine Summe von 11,7 Millionen Euro unter dem Strich für die Hallen. Die Differenz zur Versicherungsleistung muss die Stadt über Kredite finanzieren, die für 2018 und 2019 im Etat eingeplant sind.

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