Heide

Gislasons Wandlung

Andreas Wolff freute sich mit. Die  Faust zeigte es. Wolff schätzt die Rolle des Ersatzmanns nicht. Alfred Gislason hat das beim THW Kiel erlebt. Doch in Bratislava ist Wolff ein Mannschaftsspieler.

Beide EM-Partien begann Till Klimpke im Tor, sogar gegen Österreich, obwohl er gegen Belarus nicht einen Ball pariert hatte. Gislason überraschte mit der erneuten Nominierung des Youngsters, durfte sich aber bestätigt fühlen, als die Auswahl des Deutschen Handballbundes auch gegen Österreich einen Pausenrückstand wettmachte. Patrick Wiencek, einer der Verantwortlichen im Abwehrverband, sparte nicht mit Selbstkritik, gepaart mit einem Versprechen. „Das muss besser werden, auch von mir. Ich weiß, wo meine Fehler sind. Die werde ich abstellen.“

Der Modus einer Europameisterschaft will es, dass das Duell mit den Polen bereits das erste der Hauptrunde ist. Beide Teams sind weiter. Sie nehmen das  am Dienstag erzielte Ergebnis in die Hauptrunde mit. Wer verlustpunktfrei startet, hätte einen unschätzbaren Vorteil. „Was danach kommt, sind namhafte Mannschaften“, sagt Wiencek.

Am Sonntag nach dem Sieg über Österreich war ein befreiter Alfred Gislason zu beobachten. So hat man den Bundestrainer lange nicht lachen gesehen. Das Championat in der Slowakei, das die deutsche Mannschaft in Budapest zu Ende bringen möchte, war auch für den Isländer eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Gislason, aus der Bundesliga-Zeit gewohnt, mit Meisterspielern um Meisterschaften zu spielen, hat nicht die freie Wahl unter Stars. Sogar Zweitliga-Spieler sind darunter – der Gummersbacher Köster und der nachnominierte, doch wieder auf Eis gelegte Wagner. Alfred Gislason, der vor dem Turnier sogar die Favoritenrolle in einer Gruppe mit Belarus, Österreich und Polen ablehnte, findet nach zwei missratenen Turnieren als 62-Jähriger offenbar Gefallen daran, eine Auswahlmannschaft der Namenlosen zu entwickeln.

Gislasons Wandlung: Sie machte vor Torwart Andreas Wolff nicht Halt, der gegen die Polen gleichwohl einen Standortvorteil hätte. Als unumstrittener Schlussmann beim Serienmeister Kielce kennt er die polnischen Wurfbilder genau. Falls er wieder nicht spielt, soll er helfen. „Andi Wolff kann uns etwas erzählen über die polnischen Schützen“, sagt Patrick Wiencek.

Der Text wurde vor der Bekanntgabe weiterer fünf Corona-Fälle im deutschen Team verfasst.

Nachnominiert wurden am Abend: Johannes Bitter, Sebastian Firnhaber, Paul Drux, Fabian Wiede und Rune Dahmke, die am Dienstag in Bratislava eintreffen sollen. Sie müssen bis zum Anpfiff einen negativen PCR-Test vorlegen. Das gesamte deutsche Team wird am Dienstag auch noch einmal getestet.

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