Heide
Ein Ort der Begegnung
Die rundum gekachelten Wände im Handarbeitsraum zeugen noch davon: Bevor die Brücke Schleswig-Holstein (SH) das heutige „Bunte Haus“ an der Süderstraße 10 Ende 20212 erworben und umgebaut hat, befand sich darin eine Metzgerei. Heute dient das Gebäude als Zentrale der Brücke SH in Heide. Dort laufen alle Fäden zusammen. Neben Büro- und Seminarräumen im ersten Stock befinden sich im Erdgeschoss der große Handarbeitsraum und im vorderen Teil des Gebäudes die Büchertauschbörse.
Im „Bunten Haus“ ist der Name Programm. Nicht nur die Wände sind vielfarbig und freundlich gestaltet, auch die Menschen, die im Gebäude ein- und ausgehen stehen für Vielfalt und Offenheit. „Hier sind alle willkommen“, sagt Erika Schulz.
Die Verbundmanagerin der Brücke SH hat das Haus mit aufgebaut. Bei einem Rundgang zeigt sie seine Besonderheiten auf. Dazu gehören neben dem gekachelten Handarbeitsraum auch ein kleines Bürozimmer mit einem Fenster zur Büchertauschbörse. Dort können die Ehrenamtlichen in Ruhe die Büroarbeit erledigen, ohne den offen zugänglichen Büchertausch aus den Augen zu verlieren.
„Wir schauen hier, was die Menschen können“, sagt Erika Schulz. Im lockeren Austausch von Menschen mit und ohne Behinderung finde ein anderes Miteinander statt. „Die, die bisher ein bestimmtes Stigma hatten, können sich hier auf Augenhöhe miteinander unterhalten.“
Denn Menschen mit Behinderung lebten oft am Rande der Gesellschaft. Das gelte auch und möglicherweise insbesondere für solche mit einer geistigen Behinderung. „Viele haben Ängste, die sie daran hindern, sich frei im Sozialraum zu bewegen“, sagt Erika Schulz.
Diese Ängste abzubauen, die Einschränkungen in den Hinter- und die Stärken in den Vordergrund zu rücken und so Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft zu integrieren, ist das Ziel der Brücke SH.
Dabei ist sie eng vernetzt mit dem Kreis, den Westküstenkliniken und sozialen Einrichtungen wie beispielsweise dem Diakonischen Verband oder der Stiftung Mensch.
Eines der Ergebnisse dieser Vernetzungen ist das zweite „Bunte Haus“ in Heide. An der Norderstraße 37. Dort können psychisch Erkrankte eigene Appartements mieten und so einen weiteren Schritt in Richtung Eigenständigkeit gehen.
Um das Thema Teilhabe an der Gesellschaft fester in letzterer zu verankern, hat Ilona Buth, Mitarbeiterin im ambulanten Team der Brücke Schleswig-Holstein und verantwortlich für die Ehrenamtlichen, Kooperationen mit Schulen ins Leben gerufen, um dort über die verschiedenen Gesichter psychischer Erkrankungen zu informieren. Viele bekämen sonst gar nicht mit, welche Hemmnissen diese daran hindern, an der Gesellschaft teilzuhaben.
Außerdem gibt es verschiedene Bürgerprojekte, die in den Räumlichkeiten des Bunten Hauses ein Zuhause gefunden haben. Beispielsweise eine Strickgruppe, in der erkrankte und gesunde Freunde des Strickens beieinander sitzen, um ihrer wolligen Leidenschaft nachzugehen. Eine Goldschmiedin bietet eine Schmuckwerkstatt an, und es gibt eine Kooperation mit dem Heider Filmclub.
Übrigens: Wer nach handgefertigten Einzelstücken sucht kann ebenfalls im Büchertausch des „Bunten Hauses“ fündig werden. Dort werden Kunstwerke aus der Itzehoer Designerwerkstatt „Bildschön“ verkauft. Hergestellt von Menschen mit Behinderung.
© Boyens Medien - Texte und Fotos sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.