Nachbarn
Bericht zur Entwicklung der Stadt
Von Anita Lorenz
Heide - Der Bürgerverein für Heide und Umgebung lud Mitglieder und Gäste ins Tivoli ein. Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat und die Stadtplanerin sollten über die Stadtentwicklung berichten. Fast 100 Personen zeigten reges Interesse an der Veranstaltung.
Anfangs stärkten sich die Gäste bei Kaffee, Kuchen und Schnittchen, bevor Vorsitzende Dörte Sund sie begrüßte. Die Stadtplanerin musste gesundheitsbedingt absagen, und so begrüßte der Bürgermeister die Teilnehmer - zunächst auf Plattdeutsch. Er wechselte jedoch, damit alle seinem Bericht folgen konnten, ins Hochdeutsche. Der Marktplatz gilt seit dem späteren Mittelalter und bis heute als Handelsplatz und wichtiges Zentrum an der Westküste. Er diente seinerzeit dem Parlament der Dithmarscher Bauernrepublik als Versammlungsort. Heute wird durch den wiederkehrend gefeierten Marktfrieden daran erinnert. Die Nordseite des Marktes erfuhr durch die Ausrichtung für den Autoverkehr eine Umgestaltung. Etliche Häuser, unter anderem das alte Rathaus, mussten der Straße weichen. Auf dem Markt befand sich auch eine Tankstelle. Erst in den 80er-Jahren begann ein Umdenken, und man begann, Fußgängerzonen einzurichten. Durch den Bau der Stadtbrücke über die Bahnschienen wurden lange Staus an der geschlossenen Schranke vermieden.
Heute ist Heide Kreisstadt mit 22500 Einwohnern, mit Anbindung an die Marschbahnstrecke Hamburg-Westland und die A23, gehört auch zur Metropolregion Hamburg. In diesem Jahr werden 150 Jahre Stadtrecht gefeiert. Die Fachhochschule mit rund 2000 Studierenden und das Westküstenklinikum tragen zur Attraktivität bei, ebenso die Marktwestpassage und verschiedene Großveranstaltungen auf dem Marktplatz wie Wochenmarkt, Jahrmarkt, Marktstrand und Winterwelt. Traditionell werden Hohnbeerfest und Kindervogelschießen gefeiert. Der Bürgermeister verwies auf drei berühmte Söhne der Stadt: Heimatdichter Klaus Groth, Komponist Johannes Brahms und Comicpionier Rudolph Dirks.
Die Stadt ist beliebt bei jungen Familien und Senioren. Sie ist bemüht die bis 2030 fehlenden 1600 Wohnungen zu errichten. Zunächst steht jedoch der Neubau der Sporthalle Heide-Ost auf dem Plan. Falls keine weiteren Schwierigkeiten auftreten, soll die Übergabe im April erfolgen. Danach wäre es nötig, das gesamte Schulzentrum zu erneuern, da die Elektrik nicht den Anforderungen gerecht wird. Die Pläne weisen eine Investition von 55 Millionen Euro aus - keine leichte Aufgabe.
In diesem Jahr soll mit der Umsetzung des Radverkehrskonzeptes begonnen werden, wobei Radfahrer künftig den Rüsdorfer Kreisel auf der Fahrbahn nutzen, die Johann-Hinrich-Fehrs- und die Beseler Straße werden zur Fahrradstraße umfunktioniert. In der Husumer Straße nutzen Radfahrer stadteinwärts einen zu markierenden Streifen auf der Fahrbahn und stadtauswärts den vorhandenen Fahrradweg.
Gemeinsam mit den elf Umlandgemeinden plant die Stadt das Stadt-Umland-Konzept, wobei ein interkommunaler Gewerbepark entstehen soll. Laut Baulandkataster ist die Möglichkeit für Wohnraum begrenzt und soll mit den Umlandgemeinden erarbeitet werden. Geplant sind Wohneinheiten in Heide-Nord-West, die barrierefrei, generationsübergreifend und sozial verträglich errichtet werden sollen. In Heide-Ost werden weitere Wohneinheiten für Studenten und Auszubildende errichtet.
Mit Hilfe des Städtebauförderungsprogramms wird das Bahnhofumfeld mit einem neuen ZOB geplant. Am alten ZOB könnte ein für Heide notwendiges Hotel errichtet werden. Auf dem ehemaligen Gelände des Möbelhauses an der Stadtbrücke baut ein französischer Investor eine Seniorenresidenz. Auf der Fläche Im Grund könnten eventuell energieeffiziente Wohnungen entstehen.
Im Stadtteil Rüsdorf soll der sogenannte Rüsdorfer Kamp entstehen, der durch erneuerbare Energien CO2-neutral geplant ist. Vorhandene Gebäude müssen saniert werden. Es besteht die Möglichkeit, dafür Fördermittel zu beantragen. Eine neue Energiezentrale mit einem durch Pellets betriebenen Blockheizkraftwerk, eventuell durch Fern- und Erdwärme sowie Wasserstoff, hergestellt aus Windenergie, wären die Energieversorger. Gemeinsam mit 20 Projektpartnern aus ganz Deutschland arbeitet man im Quarree100-Projekt an der Speicherung der vor allem durch Wind erzeugten Energie.
Ein Problem stellt heute noch die Dithmarscher Wasserwelt dar. Sie muss mit bis zu 1,6 Millionen subventioniert werden. Eine gemeinsame Kooperation mit den Umlandgemeinden könnte langfristig Abhilfe schaffen. Nachdem Schmidt-Gutzat Fragen beantwortet hatte, bedankte sich der Bürgerverein mit einem Präsent für seine Ausführungen.
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