Wort zum Sonntag
Wortfindung
Wenn die Nächte unterbrochen werden von Wachheit, das Einschalten der Nachrichten zu einer Entscheidungsfrage wird und das Tagewerk stockt, dann ist klar, dass etwas im Schwange ist. Das Suchen nach Begriffen, nach Einfassungen ist mühsam. Aber irgendwann wird ein Name gefunden, ein Satz, ein Wort. Und dann setzt erstmal ein kleines Aufatmen ein, denn nun weiß ich zumindest, was es ist.
Wenn Jesus Menschen begegnete, die heil sein wollten, dann fragte er nach dem Namen ihrer Last. Wusste er den, dann war die Lösung nicht weit weg.
Wir leben jetzt in Zeiten, in denen die Sorgen groß sind. Und ihre Namen sind Krieg und Flucht und Zukunft.
Auch beten hilft. Und wenn wir keine Worte finden können, dann sollen wir beten wie Jesus es uns gesagt hat: Vater unser im Himmel … In diesem Gebet ist alles drin.
Auf dem Turm der Tellingstedter Kirche hängt eine Glocke. Sie wird zum Vaterunser geläutet. Denn das Gebet bleibt nicht in der Kirche stecken. Es geht hinaus. Die Glocke ist seit 1472 dort. Seitdem ist vieles in der Welt geschehen. Sie läutet immer noch. Und die Worte für unser heutiges Gebet sind auch schon gefunden.
Pastor Rüdiger Burzeya, Kirchengemeinde Tellingstedt
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