Wort zum Sonntag
Sitzbankheizung
An guten Tagen ficht mich nichts an. Vergesse, wie fragil die Zeiten sind. Ob etwa Polster auf den Kirchenbänken die Dithmarscher Gemüter spalten. Zu heiß. Zu kalt die Füße. Und die Ohren. Ob die Kirchen hier nun „heruntergeheizt“ werden auf 16, 11 oder 8 Grad. Ich vergesse es beinahe, dass es um Kiew gerade kaum Strom gibt. Geschweige denn ruhige Nächte ohne Fliegeralarm oder gar Sitzbankheizungen. An guten Tagen denke ich nicht daran, wie es den Frauen im Iran geht, die mit Männern zusammen „Frauen - Leben - Freiheit“ auf den Straßen skandieren. Aber an allen anderen Tagen denke ich mir: Nichts ist so toxisch wie meine Komfortzone. Brächte ich den Mut auf wie die Ukrainer oder die Irani? Mehr Herzensstärke wäre hier jetzt geboten. Sich solidarisch zeigen. Und einfach mal fasten mit dem eigenen Gemecker. Die Bibel wird da deutlich und ordnet diese Gemütsvergiftung ein: „Sein Herz blieb kalt, denn er glaubte ihnen nicht.“ Der Hintergrund: Jacob hatte seinen verschleppten Sohn Josef abgeschrieben. Für ihn war er gestorben. Zu Deutsch: Lieber mal einen heißen Mors als ein kaltes Herz.
Pastorin Ina Brinkmann, Wesselburen
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