Wort zum Sonntag

Von Splittern und Balken

Bisweilen sind wir Menschen sehr gut darin, unsere Mitmenschen geradezu erbarmungslos auf ihre Fehler hinzuweisen. „Du hast schon wieder… Nie machst Du… So ist das aber verkehrt.“ Wer auf diese Weise zurechtgewiesen und unter Druck gesetzt wird, dem fällt es schwer, sein Verhalten zu verändern – auch wenn die Kritik berechtigt ist. Der Ton macht die Musik.

Jesus sagt: „Du siehst den Splitter im Auge deines Gegenübers. Bemerkst du nicht den Balken in deinem eigenen Auge? Wie kannst du zu deinem Gegenüber sagen: ‚Komm her! Ich zieh dir den Splitter aus deinem Auge.‘ Dabei steckt doch in deinem eigenen Auge ein Balken! Du Scheinheiliger! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge. Dann hast du den Blick frei, um den Splitter aus dem Auge deines Gegenübers zu ziehen.“

Mit einem kritischen Blick auf mich selbst kann ich zum Guten beitragen: Bei mir fange ich an. Wenn ich mir bewusst werde, dass ich nicht ohne Fehler bin, gelingt mir ein liebevoller Blick auf mein Gegenüber. Ich zeige ihm oder ihr neue Wege und andere Möglichkeiten: „Mir ist aufgefallen, dass… Probier doch mal… Wie kann ich dir helfen?“

So kann ich meinem Nächsten eine Hilfe sein – und mir selbst.

Pastorin Annegret Thom, Kirchengemeinde Meldorf

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