- Gesundheit im Dialog -
Schmerz: Ein wichtiges Warnsignal für den Körper
Heide – Es gibt ihn anfallsartig, brennend, dumpf oder bohrend: Schmerz hat viele Gesichter. Wir verbrennen uns die Zunge am heißen Kaffee, stoßen uns den Zeh, verletzen uns beim Sport, verspannen uns bei zu langem Sitzen am Arbeitsplatz. Auch Stress und psychische Belastungen können Schmerzen auslösen. In Kooperation mit unserer Zeitung informiert die AOK NordWest, was Betroffene tun können.
Medizinisch gilt Schmerz als "ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit tat-sächlicher oder drohender Gewebsschädigung verknüpft ist". Unterschieden wird zwischen akutem und chronischem Schmerz. "Schmerz fungiert als Warnsignal für unseren Körper. So verhindert er zum Beispiel, dass wir unsere Hand zu lange auf einer heißen Herdplatte liegen lassen oder einen gebrochenen Fuß belasten. Schmerz kann auch lehrreich sein: Ein heißes Bügeleisen fasst man nicht zweimal an und nach einem schmerzhaften Sonnenbrand cremt man sich künftig vor dem Sonnenbad lieber ein", sagt AOK-Mediziner Dr. med Thorsten Se-bens. Unempfindlich gegen Schmerz zu sein - genetisch- oder krankheitsbedingt - ist daher nicht unbedingt positiv, da körperliche Schädigungen nicht gleich wahrgenommen werden. Bei Menschen mit Diabetes ist häufiger im Verlauf der Erkrankung die Reizweiterleitung aus den Füssen oder Händen beeinträchtigt. Verletzungen oder Druckstellen zum Beispiel am Fuß werden daher oft erst spät bemerkt.
Was passiert beim Schmerz?
Schmerzen können durch äußere Faktoren wie Verletzungen, Hitze oder Kälte ausgelöst werden, aber auch durch innere – zum Beispiel durch Entzündungen im Körper oder überreiz-te Nerven. Wenn man sich verletzt oder verbrennt, werden von der betroffenen Körperregion Signale von speziellen Schmerz-Rezeptoren weitergegeben, die sich überall im Körper befin-den, sogenannte Nozizeptoren. Diese melden den Schmerz an das Rückenmark, von dort geht es weiter ins Gehirn aber auch zurück an die betroffene Körperregion, an den sogenann-ten Reflexbogen. Die Rückkopplung über den Reflexbogen führt dazu, dass man die Hand reflexartig von der heißen Herdplatte nimmt. Im Gehirn kommt es erst zur Schmerzwahr-nehmung und -verarbeitung. Wir bewerten die Schmerzen und können daraus lernen. Manchmal werden die Schmerzen durch Hemmstoffe des eigenen Körpers vorübergehend auch unterdrückt. So spürt man sie erst dann, wenn der Körper zur Ruhe gekommen ist oder eine akute Bedrohung – zum Beispiel ein Unfall – vorüber ist.
Schmerz kann auch chronisch werden
Ist der Schmerz dauerhaft und hält sehr lange an, besteht die Gefahr, dass er chronisch wird. "Es ist deshalb sehr wichtig, dass akute Schmerzen richtig behandelt werden, damit sie sich nicht im sogenannten Schmerzgedächtnis verfestigen", so Dr. Sebens. Dazu gehört ein gutes Medikamenten-Management, denn zu viele Schmerzmedikamente können auch schaden. Ein Beispiel dafür ist der 'Kopfschmerzmittel-induzierte Kopfschmerz': Ein dumpfer Dauer-kopfschmerz, der den ganzen Tag über anhält und stärker wird, wenn man sich körperlich anstrengt. Als chronisch bezeichnet man Schmerzen, wenn sie seit mindestens sechs Mona-ten bestehen oder – wie bei der Migräne – immer wiederkommen. Chronifizierte Schmerzen haben keine Warnwirkung mehr und gelten als eigenständige Krankheit.
Ein Artikel aus der Serie "Gesundheit im Dialog" von der AOK Nordwest und Boyens Medien.